Facebook und Nutzerdaten: Über einen Skandal, der keiner ist

2. Mai 2018
Marius

Über 25.000 Mitarbeiter beschäftigt Facebook, um seinen kostenlosen Service für mehr als 2,2 Milliarden Nutzer weltweit zur Verfügung zu stellen. Finanziert wird das Angebot durch Werbung, die bei Facebook wie bei keinem anderen Medium zuvor zielgerichtet adressiert werden kann: Alter, Geschlecht, Wohnort, Interessen und Meinungen sind nur einige der Kriterien, nach denen sich Zielgruppen filtern und definieren lassen. Hierfür sammelt das Netzwerk Nutzerdaten und wertet diese aus. War bis hierhin jemand überrascht? Und wenn nicht, warum haben wir dann einen Skandal? Schauen wir uns die Hintergründe gemeinsam an.

Datenerhebung durch App muss zugestimmt werden

Es war Christopher Wylie, ehemaliger Mitarbeiter der Politikberatungsfirma Cambridge Analytica (CA), der den Datenskandal ins Rollen brachte: Mehr als 87 Millionen Nutzerdaten habe ein App-Entwickler bei Facebook eingesammelt und dann unberechtigt an CA weitergereicht. Wie sich später herausstellte auch an den CA-Konkurrenten Eunoia, den Wylie zwischenzeitlich gegründet hatte.

Dieser App-Entwickler war Alexander Kogan und die App das Psycho-Quiz „thisisyourdigitallife“, über das die Nutzerdaten erhoben wurden. Wie bei Facebook-Apps üblich jedoch nicht, ohne dass der Nutzer vor der Verwendung der App zustimmen musste, welche seiner Daten die App erheben und verwenden darf.

Wo liegt also der eigentliche Skandal? Wenn überhaupt in der Weitergabe der Daten von Kogan und dessen Firma Global Science Research an Cambridge Analytica und Eunoia. Aber ist es dann noch ein Facebook-Skandal?

Nutzer und Unternehmen profitieren von Facebook

In jedem Fall hat Facebook reagiert und prüft zukünftig unter anderem ähnliche Apps manuell, bevor sie zur Verwendung zugelassen werden, damit sich Fälle dieser Art nicht wiederholen können. Ein geändertes Nutzerverhalten ist indes nicht festzustellen. Und das liegt einfach daran, dass Facebook fester Bestandteil des Alltags vieler Menschen ist. Sich bei Facebook abzumelden, kommt einem Wohnungswechsel gleich. Man verliert einen Teil seines sozialen Umfelds, denn hier sind Freunde, Zeitung, Spiele, Angebote und Informationen. Die wenigsten wollen das aufgeben.

Nutzer können selbst entscheiden, welche Daten sie bei Facebook und in anderen Netzwerken von sich preisgeben wollen und am Ende profitieren nicht nur Unternehmen von den Möglichkeiten zielgerichteter Werbung mit minimalsten Streuverlusten, sondern auch die Nutzer selber. Dass beide Seiten die Vorteile für sich erkannt haben, beweisen die stabilen Mitgliederzahlen und nicht zuletzt auch der Facebook-Aktienkurs, der sich seit seinem Knick im März schon wieder deutlich erholt hat.

Nicht zu erwarten sind Imageschäden für Unternehmen, die bei Facebook präsent sind. „Bei Euch kaufe ich nichts mehr, Ihr seid ja bei Facebook“, haben wir zumindest noch nie gehört.